6. Dezember 2018

Intergeneration: Begegnung verbindet und verändert

Alltägliche natürlich Begegnungen zwischen Kindern und alten Menschen sind seltener geworden. Und in Kitas, Spielgruppen und Altenpflegeheimen bleiben die Altersgruppen meistens unter sich. Innovative Betreuungseinrichtungen entwickeln gegen diesen Trend generationenverbindende Projekte und Kooperationen.

Tagung zur intergenerativen Betreuungspraxis

Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) hat es sich mit ihrem Programm Intergeneration zur Aufgabe gemacht, mit der Förderung von Generationenbeziehungen und Generationenprojekten einen Beitrag für den sozialen Zusammenhalt in der Schweiz zu leisten. Auch aus der Überlegung heraus, dass das Care-Thema (Betreuung von Kindern und fragilen Angehörigen) einen immer grösseren Anteil der Bevölkerung betrifft. Der aktuelle Schwerpunkt des Programms Intergeneration ist die Förderung der Generationenbeziehungen in den Betreuungseinrichtungen für Kinder und den Einrichtungen für ältere Menschen.

Ein erster Höhepunkt dieses Förderschwerpunkts war im Herbst 2017 die Tagung «Intergenerative Initiativen und Kooperationen in der Betreuung» mit 150 Teilnehmenden, die sich auf die Wirkungsforschung und Good-Practice-Beispiele fokussierte.

Am 27. November 2018 fand die zweite Tagung mit rund 100 Teilnehmenden wiederum in Kooperation mit Careum Weiterbildung in Aarau statt. Diesmal lag der Schwerpunkt auf dem interdisziplinären Wissenstransfer und auf der qualifizierten Praxisgestaltung in der generationenverbindenden Betreuung. Ziel der Tagung war, den Akteurinnen und Akteuren in der Praxis konkrete Umsetzungshilfen und grundlegendes Fachwissen an die Hand zu geben und damit erste Qualitätsstandards für eine intergenerative Betreuung zur Diskussion zu stellen.[nbsp]

Die drei Vortragenden, Barbara Los, Barbara Baumeister (beide von der ZHAW Zürich) und Florian Wernicke (von der Evangelischen Hochschule Freiburg i.Br.) vermittelten neben wissenschaftlichen Theorien stark praxisbezogene Antworten auf Fragen wie:

  • Wie wichtig sind Rituale, Rückzugsmöglichkeiten oder die Vor- und Nachbereitung des begleitenden Personals in der intergenerativen Betreuung?
  • Sollen auch ältere Menschen mit Demenz oder ADHS-Kinder an den gemeinsamen Begegnungen teilnehmen können?
  • Gibt es erste Richtwerte für den Personalbedarf und für die optimale Gruppengrösse?
  • Welche Bedeutung kommt dem Erleben von Selbstwirksamkeit im stark fremdbestimmten Betreuungsumfeld beider Generationen zu?

Es zeigte sich deutlich, dass der interdisziplinäre Wissensaustausch und die Zusammenarbeit zwischen Gerontologie und Entwicklungspsychologie von Kindern eine notwendige Voraussetzung für eine wirkungsvolle Umsetzung und Entwicklung einer intergenerativen Betreuung ist und sein sollte.

Damit intergenerative Betreuung in den Betreuungseinrichtungen von Jung und Alt nachhaltig bestehen kann, darf sie nicht als ein isoliertes Angebot einzelner engagierter Mitarbeiter betrachtet und gefördert werden, sondern sollte Ausdruck einer grundsätzlichen Wertehaltung der Institution und Teil der Unternehmensstrategie sein. Die Referierenden sowie das Tagungspublikum drückten auch den Wunsch nach fachübergreifenden Bildungsangeboten für die intergenerative Betreuung in den entsprechenden Bildungseinrichtungen aus.

Weitere Informationen und alle Präsentationen der Tagung sind hier zu finden:[nbsp]https://www.intergeneration.ch/de/blog/intergenerative-betreuung-der-wunsch-nach-einem-kulturwandel-betreuungseinrichtungen

Monika Blau, Programmleiterin Intergeneration