26. August 2019

SGG trauert um ihre frühere Präsidentin

Während die SGG am 1. August die Bundesfeier auf dem Rütli leitete, starb ihre vormalige Präsidentin Annemarie Huber-Hotz am freiburgischen Schwarzsee unerwartet auf einer Wanderung. Annemarie Huber-Hotz, die 1999-2007 als erste Bundeskanzlerin der Schweiz wirkte, präsidierte die SGG von 2007 bis 2011. In diese Zeit fiel das 200. Jubiläum der SGG, das sie mit grosser Umsicht vorbereitete und durchführte. Auch die Strategie der SGG für die Jahre 2010-2020 trägt ihre Handschrift. Annemarie Huber-Hotz blieb auch nach ihrem Rücktritt mit der SGG verbunden. Sie war an Generalversammlungen und Bundesfeiern präsent und setzte sich als SRK-Präsidentin weiterhin engagiert für die Freiwilligenarbeit ein.

Der ehemalige Geschäftsleiter der SGG, Herbert Ammann, verfasste einen Nachruf:

Liebe Annemarie

Als am 16. März 1971 das Stimm- und Wahlrecht für Frauen in Kraft trat, warst Du 22 Jahre und 7 Monate alt. Dieses Ereignis hat Dein Leben entscheidend geprägt. Du bist am 16. August 1948 in Baar geboren worden, hinein in eine politisch aktive Müllerfamilie, zusammen mit fünf Geschwistern, in einem Kanton Zug, der noch weitgehend landwirtschaftlich und so katholisch geprägt war, dass Du vorerst nach Ingenbohl gingst, bevor du an die Kantonsschule wechseltest. Die Studien in Uppsala und in Genf prägten Dich so, dass Du dich fortan als 68erin verstandst und bezeichnetest. Das war kein Gegensatz zu Deiner Mitgliedschaft in der FDP. Immerhin war die Zuger FDP Deiner Kinder- und Jugendtage die Opposition zur dominanten CVP eines Bundesrats Etter. Es war kein Zufall, dass Du Dich der Politik, zuerst für das eidgenössische Parlament, danach als erste Bundeskanzlerin verschrieben hast. Der Dienst für deine eigene Familie, für deine Herkunftsfamilie und für die Schweiz, die du als Heimat begriffen hast, war Dir Berufung und Auftrag zugleich. Dein Bild der Schweiz war das von vielfältigen, demokratischen, wirtschaftlich und humanitär erfolgreichen Menschen, die sich nach Kräften um ihr Wohl und um das der anderen bemühen. So haben sich Dein Mann Erik und Du für drei Kinder aus einer armen Weltgegend entschieden. Deine innere Haltung zur Schweiz zeigte sich noch deutlicher, als du auf eine weitere Kandidatur als Bundeskanzlerin verzichtet hattest, lange vor der offiziellen Pensionierung. Du hast dich fortan ehrenamtlich für national und international wirkende zivilgesellschaftliche Organisationen engagiert. Du hast die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft vom zweiten ins dritte Jahrhundert geführt und danach das Schweizerische Rote Kreuz präsidiert. Neben Deiner menschlichen Wärme und Deiner Bereitschaft, immer auch andere Positionen anzuhören, gelten zu lassen oder gar zu übernehmen, hast Du mutig andere Menschen gefördert, Deine kritische Stimme erhoben und unpopuläre Schritte gewagt. Du hast Dein Schaffen mit engagierter Gelassenheit und zukunftsorientierter Zuversicht in den Dienst der Schweiz gestellt, die für Dich Heimat bedeutete. Lass dir von allen, die mit Dir zusammenarbeiten durften, danken für Dein uneigennütziges, eben gemeinnütziges Wirken und für all die guten und erhellenden Momente, die wir mit dir zusammen erleben durften. Du wirst in uns weiterleben, du wirst nicht vergessen werden. Und Deine Wirkung wird sich durch die Menschen, mit denen Du unterwegs warst, weiterhin entfalten und vervielfältigen.