4. Dezember 2017

Intergenerative Betreuung: positive Wirkung nachgewiesen

Wissenschaftler konnten die positiven Auswirkungen von regelmässigen intergenerativen Begegnungen wissenschaftlich nachweisen. Dieses Thema wurde an der Impulstagung von Intergeneration und Careum präsentiert und diskutiert.[nbsp][nbsp]

Wissenschaftler aus der Kindheitspädagogik und der Gerontologie der Evangelischen Hochschule Freiburg (D) konnten in einer Studie die eindeutig positiven Auswirkungen von regelmässigen intergenerativen Begegnungen wissenschaftlich nachweisen. Die Studie wurde im Rahmen der Impulstagung der Plattform Intergeneration und von Careum Weiterbildung präsentiert und diskutiert.[nbsp][nbsp]

Alltägliche Begegnungen zwischen Kindern und alten Menschen sind heute selten – auch in den Kitas, Spielgruppen und Altenpflegeheimen bleiben die Altersgruppen unter sich. Innovative Betreuungseinrichtungen entwickeln gegen diesen Trend generationenverbindende Projekte und Kooperationen. Erstmalig wurden auf einer gemeinsamen Impulstagung von Intergeneration, einem Programm der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, und Careum Weiterbildung am 14. November 2017 in Aarau die positiven Wirkungen für Jung und Alt belegt und die optimale Ausgestaltung kontrovers diskutiert.[nbsp]

Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft hat es sich mit ihrem Programm Intergeneration zur Aufgabe gemacht, mit der Förderung von Generationenbeziehungen und Generationenprojekten einen Beitrag für den sozialen Zusammenhalt in der Schweiz zu leisten. Der aktuelle Schwerpunkt von Intergeneration ist die Förderung der Generationenbeziehungen in den Betreuungseinrichtungen für Kinder und für ältere Menschen. Ein erster Höhepunkt dieses Förderschwerpunkts war die Tagung „Intergenerative Initiativen und Kooperationen in der Betreuung“ mit 150 Teilnehmenden.

Wenn Kitakinder und Hochbetagte gemeinsam darüber spekulieren, mit welchem Rollator-Modell es sich wohl am schnellsten durch den Park fahren liesse, dann zeigt sich darin eine grosse gegenseitige Vertrautheit mit der Lebenswelt und den Bedürfnissen der anderen Generation. Das war ein treffendes Beispiel, an dem der ungezwungene Umgang der Generationen von einer Referentin dem Tagungspublikum fassbarer gemacht wurde. Diese Vertrautheit zwischen Jung und Alt zu fördern ist eines der Ziele einer intergenerativen Betreuung.[nbsp]

Erstmals konnte die bisher einzige empirische Studie, die von Wissenschaftlern aus der Kindheitspädagogik und der Gerontologie der Evangelischen Hochschule Freiburg (D) gemeinsam über drei Jahre durchgeführt worden war, einem grossen Fachpublikum in der Schweiz vorgestellt werden. Mit einem Mix aus Befragung und Beobachtung sind die eindeutig positiven Auswirkungen von regelmässigen intergenerativen Begegnungen wissenschaftlich nachgewiesen werden: Negative Altersbilder und gegenseitige Altersstereotypen werden deutlich relativiert. Wissen und Sozialkompetenzen der Kinder werden erhöht und – gerade auch bei Demenzkranken – zeigt sich eine positive Wirkung auf Lebensqualität und soziale Teilhabe.

Den Referentinnen aus der Praxis gelang es ebenfalls überzeugend, die vielfältigen positiven Wirkungen auf betreute Kinder und alte Menschen, aber auch auf Angehörige und Betreuungspersonal, mit ihren langjährigen Erfahrungen diese Wirkungen zu belegen.

Angeregte Diskussionen ergaben sich in Fragen der optimalen Gestaltung und den notwendigen und fördernden Rahmenbedingungen für eine intergenerative Betreuung. Grosse Einigkeit herrschte dabei in der Forderung nach einer freiwilligen Teilnahme der betreuten Kinder bzw. der alten Menschen an intergenerativen Begegnungen. Die Teilnahme von Säuglingen und Krabbelkindern an intergenerativen Begegnungen wurde dagegen heiss diskutiert Die unerlässliche Mittlerfunktion des professionell ausgebildeten Betreuungspersonals und in der Konsequenz die Frage nach adäquaten neuen Bildungsangeboten für die intergenerative Betreuung wurden ebenfalls vom Publikum aufgegriffen.[nbsp]

In ihrem „Zwischenruf aus der Politik“ betonte die Aargauer Ständerätin Pascale Bruderer: „Der demografische Wandel und die intergenerative Betreuung findet in den Gemeinden und Städten statt. Deshalb sind förderliche Rahmenbedingungen für eine intergenerative Betreuung vor allem mit den lokalen Verantwortlichen gemeinsam zu entwickeln.“

Monika Blau, Programmleiterin Intergeneration[nbsp]

Tagungsdokumentation:[nbsp][nbsp]http://www.intergeneration.ch/de/blog/tagung-zur-intergenerativen-betreuung-wirkungen-sind-gut-belegt-umsetzungen-werden-heiss

Radio-Beitrag zur Tagung: www.srf.ch/news/regional/aargau-solothurn/intergenerative-betreuung-alt-und-jung-zusammen-mehr-davon-sagen-experten