5. Oktober 2018

Gabriella Civico: Kompetenzen von Freiwilligen anerkennen

Von Gabriella Civico
Freiwilligenarbeit ist weithin anerkannt als eine hervorragende Quelle des Lernens und als ein wichtiger Beitrag zur persönlichen und beruflichen Entwicklung. Das Europäische Zentrum für Freiwilligenarbeit (CEV) hält die Anerkennung von Freiwilligentätigkeit als Quelle des nicht-formalen und informellen Lernens (NFIL) für sehr wichtig.

Freiwilligenarbeit ist weithin anerkannt als eine hervorragende Quelle des Lernens und als ein wichtiger Beitrag zur persönlichen und beruflichen Entwicklung. Das Europäische Zentrum für Freiwilligenarbeit (CEV) hält die Anerkennung von Freiwilligentätigkeit als Quelle des nicht-formalen und informellen Lernens (NFIL) für sehr wichtig. Freiwilligenarbeit trägt durch dieses Lernen auch dazu bei, die Beschäftigungsfähigkeit in jedem Alter und jeder sozialen Gruppe zu erhalten und zu fördern. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass der Schwerpunkt der Freiwilligentätigkeit nicht auf Kompetenzerwerb und Anerkennung von Qualifikationen oder auf höhere Beschäftigungs- und Karrierechancen gelegt werden soll, sondern dass in der Freiwilligenarbeit weiterhin der Dienst fürs Gemeinwohl im Vordergrund stehen muss. Im Europäischen Jahr für Freiwilligenarbeit (EYV 2011) haben mehrere EU-Institutionen und andere Interessengruppen hervorgehoben, dass Instrumente und Systeme für die Anerkennung und Validierung von NFIL, das durch Freiwilligentätigkeit erreicht wird, einen zusätzlichen Nutzen und Anreiz für Freiwillige bieten könnten. Insbesondere forderte das Europäische Parlament „die EU-Mitgliedstaaten auf, die Freiwilligentätigkeit durch formelle, informelle und nicht-formale Ausbildung zu erleichtern, um die Fähigkeiten der Freiwilligen zu verbessern und sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen, wobei ihr Engagement in erster Linie selbstlos und gemeinnützig ist.“[nbsp]

Freiwilligenarbeit setzt Werte in die Tat um
Die Europäische Kommission erklärte: „Freiwilligenarbeit kreiert Human- und Sozialkapital. Sie ist ein Weg zu Integration und Beschäftigung sowie ein Schlüsselfaktor für die Verbesserung des sozialen Zusammenhalts. Freiwilligenarbeit setzt die Grundwerte von Gerechtigkeit, Solidarität, Inklusion und Bürgerschaft, auf denen Europa gründet, in die Tat um. Freiwillige helfen, die europäische Gesellschaft zu formen. Freiwillige, die ausserhalb ihrer Heimatländer arbeiten, tragen aktiv zum Aufbau von einem Europa der Bürgerinnen und Bürger bei. Freiwilligenarbeit ist implizit mit vielen Politikbereichen der Europäischen Union verbunden – wie lebenslangem Lernen, ländlicher Entwicklung und Sport – wo sie den Programmen der Europäischen Union eine wertvolle Dimension verleihen. Freiwilligenarbeit ist ein Element sozialer Innovation und mobilisiert die Kreativität der Menschen, um Lösungen zu entwickeln und knappe Ressourcen besser zu nutzen. Auf der individuellen Ebene kann Freiwilligenarbeit ein Mittel für Bürgerinnen und Bürger sein, soziale Fähigkeiten zu erwerben, eine nützliche Rolle einzunehmen und sich mit der Gesellschaft zu verbinden oder wieder zu verbinden. Auf gesellschaftlicher Ebene kann Freiwilligenarbeit ein Instrument zur Stärkung von Menschen sein, insbesondere für benachteiligte Gruppen in der Gesellschaft.“

Junge suchen Spass, Gemeinschaft und Kompetenzen
Studien belegen, dass der Erwerb zusätzlicher Fach- und Sozialkompetenz sowie das Übernehmen von Verantwortung vor allem für die junge Generation ein Motiv zur Freiwilligenarbeit darstellt, auch wenn zu Beginn des Engagements das Bedürfnis im Vordergrund steht, Spass zu erleben und neue Leute kennen zu lernen. 2011 kündigte die Europäische Kommission an, dass sie einen Vorschlag zur Validierung von NFIL in der Freiwilligenarbeit vorbereitet und einen „Europäischen Qualifikationspass“ schaffen will. Dieser soll Einzelpersonen die Möglichkeit geben, über ihre Fähigkeiten und Kompetenzen, die sie durch Freiwilligenarbeit erwerben, Aufzeichnungen zu führen.

Staat und Zivilgesellschaft validieren Freiwilligenarbeit gemeinsam
Die Einbeziehung nichtstaatlicher Akteure aus verschiedenen Sektoren ist dabei eine notwendige Voraussetzung für die erfolgreiche Einführung von Validierungsregelungen und für die Steigerung von relevanten Qualifikationen für den modernen Arbeitsmarkt. Nichtstaatliche Akteure können zusammen mit öffentlichen Behörden besser sicherstellen, dass die Mechanismen zur Identifizierung, Dokumentation, Bewertung und Zertifizierung die Validierung von NFIL unterstützen und erleichtern. Auf dem Arbeitsmarkt ist auch ein gemeinsames Verständnis von Validierungsprozessen zwischen Branchen und Interessengruppen wichtig. Das CEV entwickelt derzeit im Rahmen eines Erasmus-Plus-Projekts ein Validierungsinstrument, das speziell für Freiwillige entwickelt wurde. Das LEVER UP-Modell soll zu einer stärkeren Anerkennung von Fähigkeiten führen, die im Rahmen von Freiwilligenarbeit gewonnen werden. Die Teilnahme am LEVER UP-Prozess kann dazu beitragen, dass Freiwillige ihre Fähigkeiten stärker validieren und somit zur Verbesserung ihrer Beschäftigungsfähigkeit und ihrer Mobilitätsoptionen beitragen.

Gabriella Civico ist Direktorin des „European Volunteer Center“ (CEV) in Brüssel und initiierte 2013 das “European Employee Volunteering European Network” (EVEN). gabriella.civico@cev.be