4. April 2024

Leseförderung: Alt und jung im Lese-Tandem

Die Leseförderung und damit verbunden auch das traditionelle Vorlesen von Bilderbüchern, Märchen und anderen Geschichten findet in der Schweiz hauptsächlich in der Schule oder im Elternhaus statt. Dabei gäbe es auch im ausserschulischen oder ausserfamiliären Kontext viele gute Möglichkeiten für gemeinsames Lesen. So zu Beispiel, wenn Freiwillige und Kinder sich gegenseitig vorlesen und sich über das Buch und die Inhalte austauschen. Das dient nicht nur unmittelbar der Leseförderung und der Bildungsgerechtigkeit. Dadurch eröffnen sich auch Chancen für bereichernde ausserfamiliäre Generationenbegegnungen, die den sozialen Zusammenhalt stärken.

Generationen verbinden

Auf Anregung des SGG-Programms Intergeneration wählte das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM), das jeweils den nationalen Vorlesetag durchführt, das Thema «Generationen verbinden» für die diesjährige Durchführung. Mit dem Motto soll auf das grosse, noch zu wenig genutzte Potential aufmerksam gemacht werden.

Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz nämlich aktuell sowohl in der gesellschaftlichen Diskussion als auch bei der Durchführung von entsprechenden Leseförderprogrammen noch deutlich zurück. In der Wissenschaft sind die positiven Wirkungen dieser Förderungsform seit längerem bestätigt. Angesichts einer deutlich abnehmenden Lesekompetenz der 15-Jährigen (Pisa-Studie 2022) und in Anbetracht des gegenwärtigen Fachkräftemangels in der Schule ist es notwendig, alle gesellschaftlichen Kräfte verstärkt für den Bildungserfolg aller Kinder zu nutzen und Freiwillige sinnvoll einzubinden.

In der Praxis eignet sich beispielsweise die Bildung von Lese-Tandems oder das Lesen in kleinen Gruppen sehr gut für die Leseförderung. So nehmen Kinder das Lesen als positive Erfahrung wahr und sie erhalten Gelegenheit ihre Lesekompetenzen zu vertiefen. Wie die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Caroline Villiger (PH Bern) feststellt, machen Kinder mit ausserschulischem und familienexternem Lese-Tutoring jeweils grosse Fortschritte. Villiger legte in ihrer Studie «Lesen im Tandem» den Fokus auf individuelle Leseförderung durch den Einsatz von Freiwilligen. Dabei zeigte sich, dass durch das gemeinsame Lesen mit Freiwilligen als neutrale Personen ein förderndes Umfeld entstand, in welchem Kinder nicht nur individuell angepasst lesen lernten, sondern auch generationenübergreifende Beziehungen geknüpft wurden.

Auch Gabriela Heimgartner, Präsidentin der Elternorganisation «Schule und Elternhaus» sieht in der ausserschulischen Leseförderung durch Freiwillige grosses Potenzial. Heimgartner setzt sich dabei besonders für eine Leseförderung ein, die mit einem auf Konsistenz und spezifisch auf das individuelle Kind ausgerichtetem Konzept, grosse Wirksamkeit erzielen kann. Kinder können im richtigen Setting, ohne Druck, positive Lese-Erfahrungen sammeln, wenn Lesematerial und Niveau individuell angepasst sind.

Alle Informationen zum Schweizer Vorlesetag: https://www.schweizervorlesetag.ch/de/

Mitmachen

Möchten Sie selbst im Rahmen des Schweizer Vorlesetages eine generationenübergreifende Vorleseaktion gestalten und wissen noch nicht wie? Auf intergeneration.ch finden Sie Tipps und Tricks sowie ein Factsheet, um eine erfolgreiche Vorleseaktion mit Freiwilligen durchzuführen und die Leseförderung mit Tutoren generationenverbindend kennenzulernen und bekannt zu machen.