1. Dezember 2019

Gemeinden zeigen starkes Interesse

Immer mehr Gemeinden und Städte sind sich bewusst, dass die lokale Entwicklung eine lokale Engagement-Strategie benötigt, weil die Entwicklung nicht nur die baulich-technische Dimension umfasst, sondern auch soziale und kulturelle, ökonomische und ökologische Komponenten. Die alljährliche Würdigung der Freiwilligen mit Blumen, Honiggläsern, Zertifikaten und lobenden Worten ist nicht ausreichend und erfolgt nicht auf Augenhöhe zwischen Gemeinde und Zivilgesellschaft. Eine strategische kommunale Engagement-Förderung, die mit der Zivilgesellschaft partnerschaftlich erarbeitet wird, schafft ein vielschichtiges soziales Netzwerk zur Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen und erhöht die Wirksamkeit von Gemeinwohlorganisationen in den Bereichen Soziales, Gesundheit, Kultur, Bildung und Sport.

Das Projekt «engagement-lokal», das die SGG zusammen mit 14 weiteren Trägerorganisationen zur Förderung lokaler Freiwilligenarbeit im vergangenen August lanciert hat, stösst auf reges Interesse. Zahlreiche Orte der Schweiz haben sich online bereits für das 3-jährige Projekt beworben. An den Info-Veranstaltungen in Zürich, Lausanne und Lugano waren über 50 Orte der Schweiz vertreten. Von April 2020 bis Ende 2022 lädt das Projekt 10 Orte ein, eine Strategie zur Förderung der lokalen Freiwilligenarbeit zu kreieren. Das Besondere am Projekt ist, dass sich sowohl staatliche als auch wirtschaftliche oder zivilgesellschaftliche Organisationen am Projekt bewerben können und sie bei der Bewerbung nachweisen müssen, dass die Strategie vor Ort mit staatlichen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren erarbeitet wird.

Interessant sind aber nicht nur die Bewerbungen von sehr unterschiedlichen Orten. Auch die Nicht-Bewerbungen führen zu wichtigen Erkenntnissen. Manche Gemeindeverwaltungen haben uns unilateral mitgeteilt, dass ihnen das nötige Interesse oder die Ressourcen für die Teilnahme an diesem Projekt fehlen würden. Und wenn wir jeweils zurückfragen, ob sie die lokalen Vereine und Unternehmen überhaupt konsultiert hätten vor der Absage, erhalten wir nie eine Antwort. Gleichzeitig gibt es nur wenige Orte in der Schweiz, wo die Bewerbung für das Förderprojekt von einem Verein ausgeht – von Unternehmen ganz zu schweigen. Was heisst das?[nbsp]

  1. Staatliche Behörden befassen sich permanent mit gesellschaftlichen Fragen. Viele dieser Fragen betreffen auch zivilgesellschaftliche Organisationen. Gemeinden unterstützen auch Vereine und Organisationen oder gehen mit ihnen Leistungsvereinbarungen ein. Aber staatliche Behörden sind sich wenig gewohnt, zusammen mit zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren partnerschaftlich und auf Augenhöhe gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam anzugehen. In Bundesbern existiert keine zuständige Ansprechperson, keine Fachstelle und keine Strategie für die Zivilgesellschaft, während zur Wirtschaft hin zahllose Schnittstellen bestehen. Und in manchen Kantonen sind die Behörden daran, vor allem im Migrationsbereich die Freiwilligenarbeit zu managen und zu koordinieren, obwohl diese per definitionem von der Zivilgesellschaft organisiert wird.
  1. Die Zivilgesellschaft in der Schweiz ist mit ihren rund 100‘000 Vereinen, 13‘000 Stiftungen, über 5‘000 Pfarreien sowie zahlreichen politischen Parteien und Bewegungen zwar sehr aktiv. Aber ein eigentliches Bewusstsein für bürgerschaftliches Engagement existiert bei den Organisationen nicht. Viele Vereine sind zu klein und haben nicht genügend personelle und finanzielle Ressourcen, um den Lead in sektor-verbindende Kooperationen zu übernehmen.

[nbsp]Wirtschaftliche Unternehmen tragen stark zum Wohlstand der Gesellschaft bei, nutzen aber ihre Möglichkeiten noch wenig, die eigenen Standortvorteile zu verbessern, indem sie sich als „corporate citizens“ in der gesellschaftlichen Mitgestaltung aktiv einbringen.

Die Bewerbungsfrist ist am 31. Januar 2020. Weitere Informationen sowie das
Online-Anmeldeformular finden Sie unter www.enagement-lokal.ch