13. Oktober 2023
Psychische Gesundheit von jungen Menschen: Der Zukunftsrat erarbeitet Handlungsempfehlungen
Jugendliche und junge Erwachsene sind von politischen Entscheidungen mitbetroffen; sie sind es, die mit den daraus resultierenden Folgen am längsten leben müssen. Gleichzeitig ist diese Bevölkerungsgruppe in der Politik unterrepräsentiert: Jugendliche erhalten erst mit 18 Jahren das Stimm- und Wahlrecht auf nationaler Ebene. Studien zeigen ausserdem, dass die Stimm- und Wahlbeteiligung von jungen Menschen im Vergleich zu anderen Altersgruppen unterdurchschnittlich ist.
Um diesem Ungleichgewicht zu begegnen, lancierte Pro Futuris Anfang 2023 den «Zukunftsrat U24» unter Trägerschaft der SGG und der Schweizerischen Unesco Kommission. Dieser Bürger:innenrat soll jungen Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren eine stärkere Stimme im gesellschaftlichen und politischen Diskurs verleihen. Wie Studien zeigen, haben solche Partizipationsinstrumente das Potenzial, Jugendliche oder auch Menschen mit Migrationshintergrund stärker zur Teilnahme an politischen Prozessen zu motivieren (siehe dazu etwa: https://www.unesco.ch/lancierung-studie-die-jugend-und-die-citoyennete-der-zukunft/)
In einem mehrstufigen Verfahren wurden die rund 80 Jugendlichen des Rates per Losverfahren ausgewählt (siehe Box weiter unten). In seiner Zusammensetzung ist der Zukunftsrat nun annähernd repräsentativ in Bezug auf demografische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Sprache, Grossregion, Staatsbürgerschaft, Bildungsniveau, politische Einstellung, Stand-Land-Verteilung und Behinderung.
(Fotos: Dimitri Brooks)
Anfang September trafen sich die Teilnehmenden ein erstes Mal in Zürich. Bei dieser Zusammenkunft ging es um das gegenseitige Kennenlernen. Die jungen Räte machten sich ausserdem inhaltlich vertraut mit dem Thema, das sich der Rat selbst auf die Agenda gesetzt und als dringlichstes erklärt hatte: Die psychische Gesundheit von jungen Menschen.
Zu dieser Thematik erhielten die Ratsmitglieder beim Treffen in Zürich Inputs von Expert:innen und Fachleuten und beschäftigten sich mit ihrem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Das zweite Treffen ging am 30. Sep. / 1. Okt. in Lausanne über die Bühne. In einem co-kreativen Prozess formulierten die Räte dort einen ersten Entwurf für Handlungsempfehlungen zu Handen der Politik.
Eine letzte Zusammenkunft des Zukunftsrates U24 findet nun am 4./5. November in Locarno statt. Dann verabschiedet der Rat seine Empfehlungen. Diese macht Pro Futuris am 23. November an einer Medienkonferenz in Bern öffentlich.
Alle Infos unter: zukunfts-rat.ch
Verfahren zur Bildung des Zukunftsrats U24 und zur Themenwahl
Anfang 2023 wurden in einer öffentlichen Ausschreibung junge Menschen befragt, was derzeit ihre wichtigsten politischen Anliegen sind. Eingegangen sind über 800 Antworten aus allen Landesteilen. Eine breit abgestützte Themen-Kommission mit Vertreter:innen von Jugendorganisationen, Forschung, Politik und Verwaltung hat aus den gesammelten Inputs fünf Top-Themen herausgearbeitet:
- Bildung für Chancengerechtigkeit
- sozial tragbare Nachhaltigkeit
- Psychische Gesundheit
- Migration und Zusammenhalt
- demokratische Mitgestaltung
Diese fünf Themen wurden an der Medienkonferenz vom 1. März 2023 öffentlich vorgestellt.
Daraufhin wurden bei einer repräsentativen Umfrage des Zentrums für Demokratie Aarau der Universität Zürich 20’000 zufällig aus dem Einwohnerregister des Bundes ausgewählte junge Menschen gebeten unter diesen fünf Topics das Thema mit der für sie grössten Dringlichkeit anzugeben. Die Befragung führte zu einem überraschend klaren Resultat: Gut 40 Prozent der Jugendlichen gaben die «Psychische Gesundheit» als ihr Hauptanliegen an.
Von den 20’000 angeschriebenen jungen Menschen haben knapp 4’800 auf die Befragung geantwortet. Unter diesen gaben insgesamt über 1’200 Personen an, dass sie an einer Teilnahme am Zukunftsrat Interesse hätten. Per repräsentatives Losverfahren wurden unter ihnen die 80 Jugendlichen bestimmt, die nun den Zukunftsrat U24 bilden.