21. November 2020
Projekt «engagement-lokal» Digitaler Auftakt-Anlass
Im März 2020 wurden 10 Orte und Regionen in das 3-jährige Förderprojekt «engagement-lokal» aufgenommen. Das Besondere am Projekt ist, dass staatliche, zivilgesellschaftliche und wirtschaftliche Akteure gemeinsam und auf Augenhöhe eine Strategie zur Förderung lokaler Freiwilligenarbeit entwickeln. Die Verantwortlichen der Gemeinden und Städte, Vereine und Unternehmen wollten sich am 30. April physisch in Bern treffen, um sich und ihre geplanten Projekte gegenseitig vorzustellen und mehr zu erfahren über Sektor-verbindende Kooperation. Aber wegen Corona wurde das Treffen zeitlich um 6 Monate und räumlich ins virtuelle Netz verschoben. An der dreisprachigen und simultan übersetzten Veranstaltung wurden 20 Rednerinnen und Redner aus allen Landesteilen und aus Berlin zugeschaltet.
Nach einer kurzen Begrüssung durch Ruedi Schneider, Projektleiter von «engagement-lokal», bettete SGG-Geschäftsleiter Lukas Niederberger das Förderprojekt in einen grösseren Rahmen ein, indem er über Wesen und Trends der Freiwilligenarbeit berichtete sowie neueste Zahlen und Erkenntnisse vom Freiwilligen-Monitor präsentierte.
Christine Spanninger und Laura Werling vom Büro des Programms «Engagierte Stadt», dem deutschen Vorbildprojekt von «engagement-lokal», richteten sich mit einem Grusswort aus Berlin an die Teilnehmenden und boten den engagierten Orten und Regionen in der Schweiz eine Perspektive für deren Projektentwicklung. «Engagierte Stadt» startete in Deutschland im Jahr 2015 mit 50 Städten. Heute vereint das Netzwerk 73 Städte mit Sektoren-verbindenden Projekten und einer engagementfreundlichen Strategie und Kultur.
Das Team der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), welches die 10 Orte und Regionen zwischen Vernier bei Genf, Eschlikon im Thurgau, Mendrisio im Sottoceneri und aus dem Oberengadin fachlich unterstützt und das Projekt wissenschaftlich begleitet, stellte im Online-Workshop ihre Unterstützungsangebote vor und präsentierte erste Resultate ihrer Befragung zum lokalen Engagement in Schweizer Gemeinden und Städten. Ein Grossteil der befragten Gemeinden und Städte verfügt weder über eine Strategie noch ein Konzept zur Förderung der lokalen Freiwilligenarbeit. Fast die Hälfte der Gemeinden und Städte gab an, bereits heute zusammen mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft die Freiwilligenarbeit zu fördern. Und 15% kooperieren bereits in einer Projekt- oder Koordinationsgruppe mit anderen Sektoren. Die grössten Herausforderungen sahen die Befragten in der längerfristigen Bereitschaft für freiwilliges Engagement und in soziodemografischen Veränderungen, etwa dem zunehmenden Individualisierung oder den abnehmenden lokalen Beziehungsstrukturen. Die Befragung zeigte zudem ein grosses Interesse an einem schweizweiten Austausch über die Förderung der Freiwilligenarbeit auf lokaler Ebene.
Alle 10 Regionen und Orte präsentierten ihre besonderen lokalen Herausforderungen und ihre geplanten Projekte in der Sektor-verbindenden Förderung der lokalen Freiwilligenarbeit. Einige Orte sind bereits daran, lokale Koordinationsstellen für Freiwilligenarbeit einzurichten. Alle möchten die lokalen Firmen stärker ins gesellschaftliche Engagement integrieren. Und einige wollen speziell Kindern und Jugendlichen in der Schule und im Studium Sinn, Nutzen und Notwendigkeit von Freiwilligenarbeit vermitteln.
Am Nachmittag wurden in drei Workshops zentrale Fragestellungen für die engagierten Orte und Regionen diskutiert und erste Erfahrungen mit den Projekten ausgetauscht. Ein Workshop ging der Frage nach, wie Unternehmen erfolgreich in die Förderung der Freiwilligenarbeit eingebunden werden können. Im Workshop zum Thema «Projektorientierte Mitarbeit und Koordination» berichteten die Teilnehmenden, wie es ihnen gelingt, Personen, die sich während des Corona-Lockdowns freiwillig engagiert hatten, für ein regelmässiges Engagement zu gewinnen. Im dritten Workshop wurden Erfahrungen darüber ausgetauscht, wie die lokale Politik von der Notwendigkeit der Förderung von Freiwilligenarbeit überzeugt werden kann.
So unterschiedlich die 10 Orte sind (Regionen von kleinen Dörfern, Agglo-Gemeinden und Stadt-Quartiere) und so weit die Orte geografisch voneinander entfernt liegen, so stark war bereits in diesem ersten und zudem virtuellen Austausch ein gemeinsamer Geist spürbar: Wir wollen das freiwillige Engagement vor Ort fördern. Und wir wollen, dass dies in enger und partnerschaftlicher Zusammenarbeit aller gesellschaftlicher Akteure geschieht.
Informationen zum Herunterladen
Ausführliche Präsentationen der 10 Orte und Regionen
Kurzfassungen der Visionen, Ziele und Ausgangslage der 10 Regionen und Orte
Hinweis
Am 6. Mai 2021 führt die SGG ihre 7. Freiwilligentagung zum Thema «lokale, Sektor-verbindende Freiwilligenförderung» durch. Vertreterinen und Vertreter der 10 Orte des Förderprojekts «engagement-lokal» werden in Bern von ihren Erfahrungen vor Ort berichten. Und Referate werden aufzeigen, dass das Zusammenspiel von Staat, Markt und Zivilgesellschaft nicht nur zur Förderung der Freiwilligenarbeit Synergien erzeugt, sondern auch innovative Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen ermöglicht. Die Corona-Pandemie bietet seit dem Frühjahr sowohl für gelungene Praxis als auch für das Fehlen dieser Kooperation zahlreiche Beispiele.
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