20. März 2025

Wir und die Anderen: Neue Studie zeigt, was uns trennt und was uns verbindet

Die Schweizer Gesellschaft ist vielfältig – doch nicht alle sind sich gleich sympathisch. Pro Futuris, der Think + Do Tank der SGG, hat gemeinsam mit der Stiftung Mercator Schweiz untersucht, welche Gruppen in der Schweiz besonders stark auf Vorbehalte stossen, wie politische Gräben verlaufen und wie es um das Vertrauen in Institutionen steht. Die Ergebnisse zeigen: Emotionale Polarisierung ist in der Schweiz ein reales Phänomen, aber der Wunsch nach Austausch und Zusammenhalt bleibt gross.

Die Studie, die auf einer repräsentativen Umfrage basiert, zeigt klare Muster in der emotionalen Polarisierung:

  • Starke Vorbehalte gegenüber bestimmten Gruppen: Besonders kritisch bewertet werden Klimaaktivist:innen, Pandemie-Massnahmengegner:innen, Asylbewerber:innen, strenggläubige Personen, die reichsten 1 Prozent sowie non-binäre Menschen. «Wer politisch fordernd auftritt oder von gesellschaftlichen Normen abweicht, stösst in der Schweiz auf deutliche Vorbehalte», sagt Co-Autorin Isabel Schuler. Ein Mangel an Kontakt zu diesen Gruppen verstärkt diese Ablehnung zusätzlich.
  • Wunsch nach mehr Zusammenhalt: 70 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in den letzten Jahren abgenommen hat. Dennoch hält eine grosse Mehrheit (76 Prozent) den Austausch mit politisch Andersdenkenden für wertvoll. «Der Wunsch nach Dialog könnte eine Sehnsucht nach mehr Zusammenhalt widerspiegeln – oder auch die Lust auf mehr Debatten», sagt Ivo Scherrer, Programmleiter bei Pro Futuris und Co-Autor der Studie.
  • Tiefes Vertrauen in Institutionen: Besonders schlecht schneiden politische Parteien, das Parlament und die Medien ab. Nur 16,6 Prozent der Bevölkerung haben grosses Vertrauen in die Medien.

Zwischen Distanz und Dialog

Die Ergebnisse zeigen: Die gesellschaftlichen Gräben sind real – doch ebenso real ist der Wunsch nach Austausch. Die Studie deutet darauf hin, dass Polarisierung oft mit einem Gefühl des Verlusts verbunden ist. «Wer das Gefühl hat, dass sich die Gesellschaft zu stark verändert, könnte eher dazu neigen, bestimmte Gruppen als Symbole dieses Wandels abzulehnen», sagt Co-Autorin Flurina Wäspi von der Stiftung Mercator Schweiz.

Dies ist der zweite von drei Teilen einer Studienreihe, die die Polarisierung in der Schweiz untersucht. Im ersten Teil ging es unter anderem um die Fragen, bei welchen konkreten politischen Fragen die Schweizerinnen und Schweizer auseinanderdriften.

Mehr über die Studie und ihre Ergebnisse gibt es auf der Studienwebsite.