8. April 2024
Wider die Polarisierung der Gesellschaft: Evaluation und Weiterentwicklung des Dialogformats «Lasst uns reden»
2023 hat Pro Futuris, der Think + Do Tank der SGG, sein Dialog-Format «Lasst uns reden» weiterentwickelt. Im Juni führte Pro Futuris etwa eine Dialogwoche in Basel durch und brachte über 100 Teilnehmende mit verschiedenen Meinungen zu einem konstruktiven Gespräch zusammen. Im Verlauf des Jahres fanden ausserdem vier halbtägige Dialog-Workshops mit verschiedenen Partnerorganisationen statt. Die Themen und Fragen, welche die Teilnehmenden diskutiert haben, waren vielfältig: Soll eine «Erbschaft für alle» eingeführt werden? Soll in der Behördenkommunikation eine geschlechtergerechte Sprache zur Pflicht werden? Müssen Polizeibeamte besser geschützt werden vor gewaltsamen Angriffen?
Verstehen heisst nicht einverstanden zu sein
Beim Dialog steht neben dem Teilen der eigenen Meinung vor allem das aktive Zuhören im Zentrum. Also die Intention, Menschen mit einer anderen Sichtweise mit Respekt zu begegnen und zu versuchen, besser zu verstehen, wieso andere Personen so denken, wie sie denken. Verstehen heisst nicht unbedingt, einverstanden zu sein. Es ist durchaus möglich, zu verstehen, weshalb jemand eine bestimmte Meinung vertritt und anzuerkennen, dass diese Meinung ihre Legitimität hat, und dennoch selber eine andere Meinung zu vertreten. Mit «Lasst uns reden» möchte Pro Futuris die Dialogfähigkeit der Gesellschaft fördern – damit diese besser in der Lage ist, demokratisch Lösungen für drängende gesellschaftliche Herausforderungen zu erarbeiten.
Bei der Evaluation des Projekts «Lasst uns reden» standen zwei Fragen im Zentrum: Inwiefern ist Dialog eine geeignete Methode, um a) Andersdenkende in einem gemeinsamen und konstruktiven Gespräch zusammenzubringen und b) der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung zu begegnen?
Die externe Evaluation durch «Policy Analytics» und das Feedback der Teilnehmenden zeigten auf, dass Dialog das erhoffte Potenzial hat, zu mehr gegenseitigem Verständnis beizutragen. Bei der Dialogwoche in Basel wurden zwei statistisch signifikante Veränderungen gemessen: einmal im Vertrauen in die gegensätzliche Partei und auch in der Beurteilung ihrer Charaktereigenschaften.
Die persönliche Begegnung, das Gespräch und das gegenseitige Zuhören können also dazu beitragen, Stereotypen und negative Gefühle gegenüber Andersdenkenden abzubauen. Im Kleinen zeigt sich, dass Gespräche zu kontroversen Themen zwischen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen durchaus auf eine konstruktive Art und Weise möglich sind.
Dialogformat für Gemeinden
Die positiven Resultate ermutigen Pro Futuris, das Format «Lasst uns reden» weiterzuentwickeln. Aktuell beschäftigt sich das Pro Futuris-Team mit der Entwicklung eines Dialog-Formats, das Gemeinden unterstützt, mit stark polarisierenden Themen umzugehen.
Mehr Infos hier: Lasst uns reden Blogbeitrag
Inputs gesucht
Zu welchen kontrovers diskutierten Themen wünschen Sie sich mehr Dialog? Melden Sie sich gerne mit Ihren Ideen und Inputs bei team@lasstunsreden.ch.