4. Mai 2023
SGG-Vorstand beantragt die Abwahl von Jürg Kallay: «Das Vertrauen wurde leider mehrfach verspielt.»
Politische Übernahme geplant
Nach der beruflichen Neuorientierung seiner zwei Vorstandsmitglieder aus der Romandie definierte der SGG-Vorstand einen klaren Prozess und Kriterien für die Neubesetzung dieser Vakanzen. Vorstandsmitglied Jürg Kallay stimmte diesem Vorgehen vordergründig zu, organisierte dann aber hinter dem Rücken des Vorstandes gleich fünf neue Kandidaturen aus seinem Berufs- und Freundeskreis mit klaren politischen Zielen. Parallel dazu setzte Kallay gemäss der Recherche des Tages-Anzeigers auf eine versteckte Mobilisierung politischer Kampagnenteams, um die nötigen Stimmen für eine Mehrheit ausserhalb der SGG zu beschaffen. Innert kürzester Zeit sind entsprechend über 120 Beitrittsanfragen eingegangen, viele davon rechtslibertäre Jungpolitiker aus entsprechenden Kampagnenteams. Kallay hatte im Vorstand eine Verbindung zu ihnen zuerst geleugnet. Um den Verein vor einer politischen Vereinnahmung und einem allfälligen «Putsch» (gemäss Aargauer Zeitung) zu schützen, musste die SGG die Aufnahme aller neuen Beitrittsanfragen sistieren.
3000 Franken im Tag statt Freiwilligkeit
Auch in anderen Bereichen gefährdet Jürg Kallay, dem als Vermögensverwalter bisher das Ressort Finanzen zugewiesen war, die SGG. Entgegen den Anforderungen des Steuerrechts, entgegen den Richtlinien der ZEWO und entgegen der Tradition der SGG will er die Ehrenamtlichkeit der Vorstandsarbeit auf eine für den Vorstand untragbare Weise aufheben. Für die standardisierte Erstellung von Vermögensübersichten forderte er 12’000 Franken für seine Firma Swissprivate und will sich ausserdem 3000 Franken pro Tag aus dem Vereinsvermögen auszahlen lassen. Ebenso forderte er, dass bei der Vermögensanlage ökologische und soziale Aspekte (ESG-Kriterien) in Zukunft nicht mehr zu berücksichtigen seien. Dafür sei das gemeinnützige SGG-Vermögen u. a. in Waffen, Tabak und Erdöl anzulegen. Solche Vorstösse von Kallay hat der Vorstand jeweils begründet abgelehnt.
Intransparenz und Diskreditierung
Sein öffentlicher Vorwurf, die Vorstandsmitglieder stünden allesamt politisch links, steht im offensichtlichen Widerspruch zur Diversität des grossmehrheitlich parteilosen Vorstands und insbesondere zur fachlichen Kompetenz, die die Vorstandsmitglieder einbringen. Ausserdem beleidigt er die SGG und ihre Gremienmitglieder sowie Mitarbeitenden, indem er ihnen in Medieninterviews «nordkoreanische Verhältnisse» oder «keine Ahnung vom Leben» vorwirft.
Inhaltlichen Dissens kann und will die SGG austragen. Alle Haltungen im politischen Spektrum sind in der SGG willkommen; auch Kallay wurde seine Einstellung selbstverständlich nie vorgeworfen, sondern als Bereicherung der Diversität erkannt. Kallay gefährdet nun aber den Ruf der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft mit seinem versteckten Übernahmeversuch, der öffentlichen Diskreditierung der Mitarbeitenden und des Vorstandes sowie seiner Verbreitung von Halb- und Unwahrheiten. Deshalb hat der Vorstand dem Antrag seines Vizepräsidenten Franz Hofer und des Vorstandsmitglieds Nikki Böhler, Jürg Kallay zur Abwahl zu empfehlen, einstimmig zugestimmt. Franz Hofer dazu: «Wir haben Jürg Kallay immer versucht einzubinden. Er hat unser Vertrauen leider mehrfach verspielt. Wir müssen die SGG schützen, indem wir Jürg Kallay zur Abwahl empfehlen.» Das Vertrauensverhältnis mit Jürg Kallay ist irreversibel zerrüttet.