20. Mai 2025

Bürger:innenrat im Test: Fünf Learnings aus dem Zukunftsrat U24

Der Zukunftsrat U24 war der erste nationale Bürger:innenrat für junge Menschen weltweit – initiiert von der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) gemeinsam mit der Schweizerischen UNESCO-Kommission. Von 2021 bis 2024 entwickelte sich daraus ein vielbeachtetes Modellvorhaben, das neue Wege der demokratischen Teilhabe aufzeigen wollte. 80 ausgeloste Jugendliche und junge Erwachsene aus der ganzen Schweiz haben im Herbst 2023 Empfehlungen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit erarbeitet – einem Thema, das sie zuvor selbst bestimmt hatten. Pro Futuris, der Think + Do Tank der SGG, war mit der operativen Umsetzung betraut.

Ein Jahr nach Abschluss des Projekts liegt nun ein umfassender Lernbericht vor. Er wertet den Prozess, die Wirkung und die Potenziale des Zukunftsrats U24 kritisch aus. Die Publikation zeigt auf, was gut funktioniert hat, wo es Herausforderungen gab – und was wir daraus für künftige Beteiligungsformate lernen können.

  1. Bürger:innenräte können unterrepräsentierte Gruppen erfolgreich einbinden.
    Das Losverfahren hat eine vielfältige Gruppe von Jugendlichen erreicht, darunter viele, die sich sonst nicht politisch beteiligen. Besonders junge Menschen, die sich oft nicht gehört fühlen, konnten hier ihre Anliegen einbringen.
  2. Frühe politische Anbindung ist entscheidend.
    Die Empfehlungen des Zukunftsrats wurden zwar aufgenommen, aber meist nur informell behandelt. Wenn von Anfang an klar gewesen wäre, wie die Politik mit den Ergebnissen umgeht, hätten sie eine grössere Wirkung entfalten können.
  3. Die Themenwahl durch die Beteiligten erhöht Engagement und Akzeptanz.
    Jugendliche haben das Thema psychische Gesundheit in einer repräsentativen Umfrage selbst gewählt – das sorgte für hohe Motivation und starke Identifikation mit dem Prozess. Das zeigt: Bürger:innen sollten das Thema eines Bürger:innenrats bestenfalls gemeinsam mit der Politik bestimmen, damit es wirklich relevant für die Teilnehmenden ist.
  4. Partizipation allein reicht nicht – es braucht klare Standards und Strukturen.
    Der Zukunftsrat U24 folgte internationalen Richtlinien, aber es fehlen einheitliche Vorgaben für Bürger:innenräte in der Schweiz. Ein eigenes „Schweizer Modell“ könnte helfen, diese Prozesse transparenter und wirkungsvoller zu machen.
  5. Bürger:innenräte haben Potenzial – jetzt braucht es den nächsten Schritt.
    Die Teilnehmenden haben erlebt, dass sie etwas bewirken können, und gezeigt, dass solche Formate junge Menschen aktivieren. Damit Bürger:innenräte mehr Einfluss haben, sollten ihre Ergebnisse besser in politische Abläufe eingebunden werden – zum Beispiel durch klare Folgeprozesse.