10. Juni 2025

Zwischen Dialog und Ausschluss: Neue Studie zu Polarisierung

Der dritte und letzte Teil der Studienreihe geht der Frage nach, inwiefern die Bevölkerung bereit ist, mit Andersdenkenden in den Austausch zu treten, politische Kompromisse einzugehen und auch unliebsame Parteien als legitimen Teil der Demokratie zu akzeptieren.

Die vier wichtigsten Erkenntnisse:

  • Ausschluss statt Aushandlung: 37,7 Prozent der Bevölkerung fänden es besser oder eher besser, wenn die unbeliebteste Partei nicht mehr an Wahlen oder Abstimmungen teilnehmen dürfte. 35,1 Prozent befürworten deren Ausschluss aus öffentlichen Debatten.
  • Dialog wird geschätzt – aber nicht von allen: 76 Prozent halten den Austausch mit Andersdenkenden für wichtig. Ob diese Haltung auch tatsächlich gelebt wird, hängt stark von politischen Einstellungen, dem Vertrauen in andere Menschen und dem allgemeinen Demokratieverständnis ab.
  • Was Kompromissbereitschaft stärkt: Vertrauen in Medien und Institutionen, Zufriedenheit mit der Demokratie sowie ehrenamtliches Engagement fördern die Bereitschaft zu politischen Kompromissen.
  • Emotionale Polarisierung schwächt die Demokratie: Wer das politische Gegenlager stark ablehnt, zeigt weniger Dialog- und Kompromissbereitschaft – und ist eher bereit, Ausschlüsse zu befürworten.

Die Ergebnisse zeigen eine zentrale Spannung: Viele Menschen befürworten Dialog – doch wenn es um konkrete Mitsprache geht, etwa von unliebsamen Parteien, ziehen viele eine klare Grenze. Demokratische Teilhabe wird nicht allen gleichermassen zugestanden. Zugleich wird deutlich: Wer sich freiwillig engagiert und politisch einbringt, begegnet Andersdenkenden offener. Um dieses Engagement zu stärken, braucht es passende gesellschaftliche Rahmenbedingungen.

Engagement für Dialog und demokratische Kultur

Die Ergebnisse der Studie machen auch deutlich, wie wichtig es ist, die Dialogfähigkeit und die demokratische Streitkultur in der Gesellschaft zu stärken. Die SGG setzt sich deshalb mit verschiedenen Programmen und unterstützten Projekten dafür ein, dass Austausch auch dort gelingt, wo Positionen verhärtet sind. Dazu gehört etwa das Format «Lasst uns reden» von Pro Futuris, das in Gemeinden strukturierte Gespräche zwischen unterschiedlichen Anspruchsgruppen ermöglicht – mit dem Ziel, gemeinsame Lösungen zu finden und Vertrauen wieder aufzubauen.

Mehr zur Studie auf der Studienwebsite.