16. Juni 2025

Zusammenhalt in bewegten Zeiten: Rückblick auf die GV 2025

SGG-Präsident Anders Stokholm hiess die Anwesenden im Kasinosaal herzlich willkommen. Die Stadtpräsidentin von Affoltern am Albis, Eveline Fenner, und der Präsident der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirks Affoltern (GGA), Peter Kubli, richteten ausserdem Grussworte an die Anwesenden.

Die Traktandenliste war bei den drei vergangenen Gesellschaftsversammlungen der SGG jeweils reich befrachtet. Die diesjährige, vergleichsweise schmale Aufstellung zeigt, dass die SGG nach weichenstellenden Jahren nun viele Themen wie beabsichtigt konsolidieren konnte. Die SGG ist auf Kurs. Die Geschäftsstelle widmet sich mit voller Kraft der Umsetzung der im vergangenen Jahr beschlossenen neuen strategischen Ausrichtung. Die Aktivitäten der SGG erfolgen nun entlang von drei strategischen Themenschwerpunkten: «Aktive Zivilgesellschaft», «Lebendige Demokratiekultur» und «Sozialer Zusammenhalt».

Auch das Rütli, das die SGG verwaltet, war Thema. Franz Hofer, Vizepräsident der SGG und Vorsitzender der Rütli-Delegation, nahm Bezug auf die jüngsten Ereignisse rund um den Fraktionsausflug der SVP vom 11. Juni, an dem es zu einer Störaktion einer rechtsextremen Gruppierung kam. Franz Hofer machte deutlich, dass solche Aktionen nicht dem Geist des Rütli entsprechen: «Das Rütli steht für Zusammenhalt, Respekt und Dialog.»

Die Mitglieder genehmigten die statutarischen Geschäfte und erteilten dem Vorstand die Décharge.

Martin Hofer und Anders Stokholm

Langjähriger Einsatz für die SGG: Martin Hofer (links) wurde nach 17 Jahren im Vorstand verabschiedet.

Verabschiedet wurde an der Versammlung auch Martin Hofer, der nach 17 Jahren aus dem Vorstand der SGG zurücktrat. Seine Verbindung zur SGG reicht weit zurück: Bereits 2007 trat er als Kommunikationsberater im Namen der SGG auf, als die Bundesfeier auf dem Rütli durch rechtsextreme Störversuche unter Druck geriet. In dieser angespannten Lage trug Martin Hofer entscheidend dazu bei, dass die SGG kommunikativ klar, ruhig und glaubwürdig blieb. Ein Jahr später wurde er in den Vorstand gewählt. Martin Hofer blieb danach über viele Jahre eine verlässliche Grösse im Vorstand und in der Rütli-Delegation. Er begleitete insgesamt fünf Präsidentinnen und Präsidenten der SGG. Seine Expertise, sein politisches Gespür und seine ruhige Präsenz waren für die SGG besonders in bewegten Zeiten von grossem Wert. Die Mitglieder verabschiedeten ihn mit langem Applaus.

Neu wurde der Solothurner Rechtsanwalt Roman Baumann in den Vorstand gewählt. Er bringt grosse juristische Erfahrung insbesondere im Vereins- und Stiftungsrecht mit.

Roman Baumann und Anders Stokholm

Neue Aufgabe: Rechtsanwalt Roman Baumann wurde zum neuen Vorstandsmitglied gewählt.

Im Anschluss an die Versammlung präsentierten Isabel Schuler und Ivo Scherrer die neue Polarisierungsstudie von Pro Futuris, dem Think + Do Tank der SGG, die bei den Mitgliedern auf viel Interesse stiess und zu einer engagierten Diskussion führte.

Politikwissenschaftler und SGG-Mitglied Michael Hermann ordnete die Ergebnisse anschliessend in die gesellschaftspolitische Lage der Schweiz ein. Sein Fazit: Der Zusammenhalt ist nach wie vor intakt, aber das Fundament wird brüchiger. Der Rückzug unter Gleichgesinnte, Vertrauensverlust und eine schwindende Verantwortungskultur setzen dem Gemeinwesen zu. «Der Kern ist immer noch stabil – aber er braucht Pflege», sagte Hermann.

Das gemeinsame Abendessen bot schliesslich einen schönen Rahmen für Gespräche, Begegnungen und ein Wiedersehen unter Mitgliedern.

Ein reichhaltiges Rahmenprogramm im Säuliamt

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des lokalen Engagements – und des Jubiläums der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirks Affoltern, die in diesem Jahr auf 200 Jahre Geschichte zurückblickt. Gemeinsam ging es mit dem historischen Postauto von 1964 zum Türlersee. Dort stellten Vertreterinnen eines Frauenkollektivs aus dem Säuliamt eine neue Tafel am Ämtlerweg vor, die von der GG Affoltern unterstützt wurde. Sie erinnert an eine dunkle Episode der lokalen Geschichte: die Hexenverfolgungen der frühen Neuzeit, denen auch Frauen aus der Region zum Opfer fielen. Mit Gesang und Erzählung machten Olga Tucek und Jrène Dubs diese Ereignisse eindringlich erfahrbar.

Abgeschlossen wurde der Tag mit einer Führung durch das Kloster Kappel – ein Ort mit reicher geistiger Vergangenheit und einem starken Bezug zur Reformationsgeschichte, der sich heute als Bildungshaus und Seminarhotel neu erfunden hat. Theologe Andreas Nufer verstand es, die Geschichte des Hauses ebenso fundiert wie zugänglich zu vermitteln. Bei einem Apéro und einem Mittagessen klang der Vormittag aus.

Fotos: Dimitri Brooks